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Windige Visionen und sonnige Träume – Das Ende der Energiewende-Romantik

Ein Kommentar zu Ministerin Reiches Energiebericht von Andreas Hofmeister

Man stelle sich folgendes vor: Ein Land, einst industrielles Kraftzentrum Europas, entscheidet sich – auf Geheiß einer klimawarmen Weltrettungsmission – seinen Energiebedarf künftig mit einer Technologie zu decken, die nur funktioniert, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Klingt wie ein dystopischer Roman? Willkommen in Deutschland, Kapitel „Energiewende“.

Nun hat Katharina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, am 15. September 2025 den neuen Monitoringbericht zur Energiewende vorgelegt. Was ursprünglich als Erfolgsbilanz gedacht war, liest sich stellenweise wie ein Beipackzettel zu einem Medikament in Erprobung: Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen, Nutzen fraglich – und wer es trotzdem nimmt, handelt auf eigene Verantwortung.

Strom aus Träumereien – und Importen

Die romantische Vision der Rot-Grünen-Ära, die das Land zum globalen Vorreiter der „klimaneutralen Zukunft“ stilisieren wollte, ist an der Realität zerschellt – oder besser gesagt: sie flackert irgendwo zwischen Dunkelflaute und Netzengpass.

Laut Bericht liegt der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix inzwischen bei fast 60 %. Klingt gut, wäre da nicht das winzige Problem, dass dieser Strom nicht steuerbar ist, sondern so stabil ist wie ein Teenager in der Pubertät. Mal zu viel, mal zu wenig, selten passend zu der Menge an Strom, die gerade nachgefragt wird.

Was dann passiert? Wir „verklappen“ überschüssigen Ökostrom für Negativpreise ins Ausland. Gleichzeitig importieren wir in windstillen Nächten Kohlestrom aus Polen oder Atomstrom aus Frankreich  – zu Preisen, bei denen man sich fragt, ob wir eigentlich noch alle Solarpaneele auf dem Dach haben.

Industrie am Limit – Standort im Schleudergang

Noch skurriler wird es, wenn man den Bericht aufschlägt und sich die Anforderungen an die Wirtschaft anschaut. Energieintensive Betriebe – das Rückgrat unserer Industrie, von Chemie bis Stahl – sollen „flexibler“ werden, sich „digital vernetzen“ und im Idealfall gleich selbst zur „systemdienlichen Flexibilitätsoption“ mutieren. Klingt wie ein Bewerbungsgespräch im Silicon Valley – leider ist es Deutschlands wirtschaftliche Realität.

Die „Planungslücke“, wie Reiche es nennt, beschreibt das, was Kritiker seit Jahren befürchten: Die Ziele stimmen nicht mit dem technisch Machbaren überein. Der Strombedarf wird sträflich unterschätzt, der Netzausbau hinkt hinterher, und anstatt verlässlicher Grundlast setzt man auf das Prinzip Hoffnung.

Förderwahn trifft auf Wirklichkeitsverweigerung

Ein Lichtblick? Die Ministerin will endlich aufräumen: Weniger Subventionen, mehr Marktwirtschaft. Die grün lackierte Daueralimentierung von Strompreisen, Anlagen und Lobbyinteressen soll reformiert werden. Reiche schlägt sogar einen „technologieoffenen Kapazitätsmarkt“ vor – was man frei übersetzen kann mit: „Wir brauchen endlich wieder Kraftwerke, die auch funktionieren, wenn der Himmel bewölkt und der Wind still ist.“

Nach Jahren der politisch verordneten Solar- und Windseligkeit kommt der Bericht also zu einem verblüffenden Schluss: Der Strom muss bezahlbar, steuerbar und jederzeit verfügbar sein. Wer hätte das gedacht?

Fazit: Die Energiewende ist kein Märchen – sie ist ein teurer Irrtum

Der Reiche-Bericht ist das, was man in der Medizin als zweite Meinung bezeichnet – und sie fällt ernüchternd aus. Während die Energiewende jahrzehntelang als moralisch alternativlos galt, zeigt sich jetzt: Physik lässt sich nicht wegideologisieren.

Wenn man ein Land wie Deutschland auf Sonne und Wind allein stellen will, ohne realistische Speicher, stabile Netze und grundlastfähige Energiequellen, dann muss man sich nicht wundern, wenn die Industrie abwandert und Haushalte ächzen, weil Strompreise explodieren.

Die Energiewende war nie ein Märchen. Aber sie ist auf bestem Weg, eins zu werden – in der Rubrik: „Es war einmal ein Industrieland …“

Es ist Zeit für eine erneute energiepolitische Zeitenwende statt weiter im Sonnenuntergang zu träumen!

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